Herdfeuerabend Vortrag Familienstammbäume
Text & Foto: Doro Offenberg
„Wer heute seinen Familienstammbaum aufstellen möchte, braucht nicht mehr in Archiven und Kirchenbüchern suchen. Es geht inzwischen über zwei Internetprogramme recht einfach!“, so der Referent des Herdfeuerabends, Franz Winter, im Heimathaus Rodde zur Geschichte der Rodder Familien. „Da gibt es zwei Anbieter, Myheritage und Ancestry, die Stammbäume und Auswertungen der eigenen DNA anbieten.“ Franz Winter hat über 40 Jahre nach Familien und besonders nach Verwandten und Vorfahren seiner Familie geforscht. Da stieß er, wie er das am Freitagabend vor den 28 interessierten Gästen in seinem Vortrag plastisch darstellte, auf verwandtschaftliche Beziehungen zu Menschen nicht nur in Rodde sondern auch in den USA.
„Meine Urgroßmutter stammte aus Rodde, aber gerade im 19. Jahrhundert sind viele Familien in die USA ausgewandert. Da gibt es in meinem Stammbaum auch die Familie Leusmann. Von dem kleinen Hof mussten damals zwei der vier Jungs auswandern. Als der dritte in New Orleans ankam, lagen seine beiden Brüder schon in einem Zinksarg.“ Der versierte Familienforscher ist Vorsitzender des Familienkundlichen Arbeitskreis Rheine. Sein Stellvertreter, Ralf Horstmann, vom Heimatverein Rodde, hatte den Kontakt möglich gemacht. Spannend und hochinteressant gestaltete sich der Abend, an dem leider die Jüngeren gefehlt haben. Denn wie kommt man an Daten aus der eigenen Familie? „Sicher über diese beiden Plattformen im Internet. Aber man kann auch die Kirchenbücher von Rodde oder Bevergern am heimischen Bildschirm aufrufen sowie die Hochzeitsdaten in Westfalen zwischen 1874 bis 1899.“ Winter ging neben den Familiendaten auch auf die Möglichkeit ein über die eigene DNA Verwandtschaftsbeziehungen herauszufinden. „Ursprünglich wollten die beiden Anbieter Myheritage und Ancestry nur Ethnien feststellen, also aus welchen Raum stammen die Vorfahren.“ Denn man kann sich gut vorstellen, dass Mitteleuropäer einer anderen Ethniengruppe angehören als Asiaten oder Indigene in Amerika. Doch mit der Aufschlüsselung und der großen Anzahl an über 11 Millionen Nutzern bei den Anbietern fanden die Spezialisten auf bestimmten Sequenzen von Chromosomen Übereinstimmungen.
„Bei der Anzahl der gemeinsamen DNA-Segmente werden drei gleiche Segmente gesucht, auch triangulierte Segmente genannt. Damit ist die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass diese von einem gemeinsamen Vorfahren vererbt wurden.“ So wusste Ralf Horstmann auch, dass er mit dem freien Mitarbeiter der MV, Klaus Offenberg, gemeinsame Vorfahren hat. „Diese Daten lassen sich heute gut bis 1600 nachvollziehen. Die Fachleute versuchen tatsächlich bis in die Jahrtausendwende um 1000 n. Chr. Daten miteinander zu verknüpfen.“ Franz Winter wies darauf hin, dass von den beiden Anbietern, Myheritage und Ancestry, nur Daten von Toten an nicht Autorisierte weitergegeben werden. „So können Sie den Stammbaum meiner Vorfahren abrufen, aber nicht von den noch Lebenden, wie die von meiner Frau oder meinen Kindern.“ Aber auch mit KI hat sich der Familienforscher beschäftigt. Am Ende seines spannenden Vortrags ließ er seinen schon seit Jahren verstorbenen Großvater die Geschichte der Familie bis zur Geburt von Franz Winter erzählen. Der Tote trat als Erzähler auf, von dem Portraitbild hatte Franz Winter einen sprechenden Mann mittels KI geschaffen.