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225 Jahre Rodder Grundschule

27. August 2023

Im Monat August wird die Rodder Schule 225 Jahre alt, erstmalig erwähnt in dem Gesuch der Bauerschaft Rodde von 1798. Mit obigem Datum wurde ausgestellt durch die Synode Rheine, Hermann Horstmann, als Schullehrer der Bauerschaft eingesetzt. Die Urkunde liegt heute im Bistums-Archiv Münster.

Somit ist die Schule in Rodde der viertälteste Schulstandort in Rheine, wahrscheinlich damals noch im Hause des Heuerling, Hermann Horstmann, vor dem Hof Schulze Öchtering, untergebracht. Auch wenn seit 2008 die Rodder Schule als Teilstandort der Canisiusschule Altenrheine geführt wird, so hat sie doch eine sehr interessante und wechselvolle Geschichte. In der Schulchronik, die der Hobby-Geschichtsforscher, Ralf Horstmann, für Rodde akribisch zusammengetragen und archiviert hat, ist verbrieft, dass nach Aussagen älterer Bürger in Rodde schon in früheren Jahrhunderten in Rodde eine Schule gestanden hat, nämlich nördlich vom Haus des Kolon Borchert. Ein Schulgebäude bestand noch nicht. Die Lehrer, Magister genannt, unterrichteten die Kleinen in ihren Wohnstuben. „Die Kinder“, so die Chronik, „lernten nur notdürftig Lesen. Schreiben lernten nur sehr wenige und dann nur höchstens so viel, daß sie einige Buchstaben machen konnten. Rechnen war nur eine Seltenheit. Disciplin kannte man gar nicht, alles ging laut und bunt durcheinander, und Lehrer und Schüler quälten sich vergeblich, um dieses oder jenes zu lehren und zu erlernen“, so die Chronik. Hermann Horstmann missfiel dieses traurige Elend der Kinder und er versuchte Abhilfe zu schaffen. Da ursprünglich die Lehrer zu der Zeit keine besondere Ausbildung hatten, bildete er sich selbst weiter. Ein Schulgebäude fehlte, also baute Hermann Horstmann auf eigene Kosten eine Schule in unmittelbarer Nachbarschaft seines Hauses. Dann begann der Unterricht, aber höchst mangelhaft. Es gab noch keinen Schulzwang. Als Gehalt bekam der Lehrer von jedem Kind nur 11 Silbergroschen und 3 Pfennig bis 1,13 Mark. Im Winter kamen etwa 50 bis 60 Kinder, im Sommer nur etwa 30.

Seinen Lebensunterhalt musste sich der Lehrer, der selbst elf Kinder hatte, allein verdienen. Der nächste Lehrer in Rodde kam wieder aus der Familie Horstmann. Er übernahm die Schulstelle 1820 und wurde 1825 angestellt. Während seiner Zeit wurde 1834 das erste staatliche Schulgebäude der Gemeinde, heute am Alten Schulweg Nr. 160, erbaut. Kurios war die Tatsache, dass der damalige Schulrat, der während des Baus zur Besichtigung kam, Mauerdicke des Gebäudes als zu klein erachtete. Unter seinen Augen mussten die Maurer das eine Ende wieder einreißen. Es fehlte an einer ordentlichen Aufsicht und daher wurde gepfuscht. Bereits 1860 bekam das Gebäude Risse und ein Teil der Decke stürzte ein. Es blieb nichts anderes übrig, als das Fundament zu untermauern. 1860 wurde ein weiteres Familienmitglied der Horstmanns Lehrer. Da wurde das Schulwesen schon mehr geordnet und es gab auch eine Gehaltserhöhung für den Lehrer, zuerst 100 Thaler, später 150 Thaler. Um die 70 Schüler gingen damals in die Schule. Verbrieft in der Chronik ist auch, dass zwischenzeitlich Kinder aus Bevergern in Rodde zur Schule gingen. Selbst vor ansteckenden Krankheiten, wie Diphterie und Typhus mit Todesfällen blieben die Kinder nicht verschont. Die Schüler nahmen in der Zeit selbstverständlich an den Feierlichkeiten zum Geburtstag des Kaisers teil, aber auch an den Beisetzungsfeierlichkeiten von Pfarrern und Lehrern.

Bedingt durch ansteigende Schülerzahlen nach dem Zweiten Weltkrieg und Aufnahme der Flüchtlingskinder mit der Höchstzahl von 163 wurde 1951 ein neues Schulgebäude am jetzigen Standort gebaut. Der Nordflügel wurde eingeweiht und 1965/66 entstand der Erweiterungsbau des Südflügels mit der Aula. Im Herbst 1967 wurde der alte Schulbau von 1898 abgebrochen. Der dadurch gewonnene Platz bildet eine Abrundung des Schulbezirks. Schon in den frühen 1970er Jahren drohte eine komplette Schulschließung in Rodde. Die gebotenen Schülerzahlen wurden nicht mehr erreicht, auch Ende der 90er Jahre stand dieses Problem wieder zur Debatte und schließlich wurde im März 2008 die Rodder Josef Schule, wie sie seit 1898 geheißen hatte, zur Verbundschule als Teilstandort der Canisiusschule Rheine. Seitdem wird jahrgangsübergreifend in altersgemischten Klassen von zwei Klassenlehrerinnen und zwei Fachlehrerinnen unterrichtet. Inzwischen ist die Schule saniert worden, sie erhielt im April 2023 ein neues Dach, auch die Toilettenanlagen wurden modernisiert.

Text: Doro Offenberg, Bilder: Heimatverein Rodde